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Als ich 2007 die Beduinenfrauen aus dem Stamm der Tarrabeen auf der Halbinsel Sinai gebeten habe, mir sonnengetrocknete Nabelschnüre ihrer Herdentiere zu verkaufen, wurde dies abgelehnt, da die Beduinen in der Nabelschnur den Sitz der Seele vermuten.
“Ich möge mir doch eine eigene Herde kaufen und Allah persönlich um Erlaubnis bitten, die Nabelschnüre meiner Tiere in Kunst zu transferieren.”
Nachdem ich seit 17 Jahren on and off mit den Tarrabeen durch die Wüste ziehe, zeigten sie sich nach diesem ersten Zögern für die für sie ungewöhnlichen Unterfangen doch kooperativ und unterstützen mich im Herdenerwerb. Mittlerweile ist meine Herde von anfänglichen sechs Ziegen auf über zwanzig Tiere herangewachsen. Hirtin Hathra und ihre Tochter Farruga hüten meine Tiere im Urgestein und sammeln die Nabelschnüre der Neuankömmlinge.
Neben den geheimnisvollen Schnüren (habl surri / arab. geheimnisvolle Schnur = Nabelschnur) sind für mich die Informationen, welche durch die Begegnungen mit den Hirtinnen zu mir fließen, ebenso wesentlich.
Hirtin beschreibt die Intensität dieses Kulturdatentausches, der sich in meiner unmittelbaren Nähe zu den Trägerinnen der Jahrtausende alten Nomadenkultur entwickelt hat und in meinen Filmen, Installationen und Publikationen künstlerisch verwoben und verdichtet ist.